Nein, ich wollte nicht schon als Kind Geschichten erzählen

Ich wollte Innenarchitektin werden, Häuser einrichten, Räume gestalten. Doch es hieß, ich sei zu schlecht in Mathe, Physik, Chemie. Dafür aber gut in Aufsätzen, Rechtschreibung, Schönschreiben – mach doch was mit Sprache. Also studierte ich Germanistik und Soziologie. Und hatte mit Anfang 20 – ein Zufall – über Nacht eine Schmuckfirma. Und mehr Aufträge, als ich schaffen konnte. Ich schaffte sie trotzdem, und als man mir bald darauf – noch ein Zufall – einen Job beim Radio anbot, griff ich zu. Denn ich wusste: Ich bin nicht gut in Mathe. Aber gestalten kann ich.

Es dauerte nicht lange und ich war begeistert vom Radio, vom Journalismus, von Recherche und Interviewführung. Und später vom Bücherschreiben, von Dramaturgie und der Wucht guten Storytellings. Mehrere meiner Verlagsbücher landeten auf der Spiegel-Bestsellerliste, als ARD-Journalistin bekam ich Preise.

Menschen lieben Geschichten. Gute Geschichten lassen uns die Komplexität der Dinge verstehen. Gute Geschichten werden weitererzählt. Gute Geschichten hinterlassen Spuren.

Als ich mein erstes Unternehmensbuch schrieb, merkte ich: Nicht nur ein Mensch, auch ein Unternehmen hat seinen Charakter, seine Persönlichkeit. Die einzufangen und einen ganz eigenen Sound zu finden, um von Produkten und Technologien, Strategien und Entwicklungen zu erzählen, um ein wirklich unverwechselbares Buch zu machen, das unterhält, berührt, informiert und überrascht, das Botschaften vermittelt und Werte, ist ungeheuer spannend. Das gilt auch für Expertenbücher. Und für Publikationen für Stiftungen, für NGOs.

Inzwischen habe ich Dutzende Bücher geschrieben. Mich jedes Mal auf ein neues Metier, eine neue Aufgabenstellung, ein neues Ziel einzulassen, finde ich großartig. Damit höre ich so schnell nicht mehr auf ;­) … Darum ist meine Geschichte längst eine mit Happy End: Was für ein Glück, dass ich damals so schlecht in Mathe war.